Nach dem Marathon ist vor dem Marathon

Naja, okay das am vergangenen Wochenende war “nur” ein Halbmarathon, aber gefühlt mindestens so anstrengend wie mein letzter Marathon im Jahr zuvor.

Das lag natürlich hauptsächlich an der Geschwindigkeit, in der ich den Halbmarathon laufen wollte. Meine aktuelle Bestzeit lag zuvor noch bei knapp über 1:50 Stunden und war nun auch schon fast 3 Jahre alt. Diese Zeit wollte ich auf alle Fälle unterbieten. Und konnte ich meinen Trainingsplan auch nicht in vollem Umfang durchziehen, so habe ich mir diese Bestzeit als Ziel genommen. Die ursprünglich angestrebten 1:45 Stunden habe ich zwar immer noch erhofft, aber nicht mehr als Hauptziel gesetzt.

Beim Würzburg Marathon im letzten Jahr hatte ich ab Kilometer 32 doch extrem mit schmerzenden Beinen zu kämpfen, was mich seinerzeit ziemlich ausgebremst hat. Beim Halbmarathon dieses Jahr war ich aber guter Hoffnung, dass ich ohne Schmerzen ins Ziel kommen könnte. Was auch im Training oder bei den letzten Halbmarathons eigentlich nie ein nennenswertes Problem war.

Das Wetter in Würzburg war den ganzen April durch ziemlich durchwachsen. Es wechselten laue Frühlingsnächte mit kalten Regentagen und frühsommerlichen Morgen ab. So war eine genaue Planung bis zum Marathon-Wochenende eigentlich kaum möglich. In der Nacht vor dem Lauf hatte es dann nochmal leicht geregnet, der Morgen war aber vergleichsweise sonnig und versprach weiter klar zu bleiben.

Wie beim Marathon im letzten Jahr hatte ich auch dieses Mal wieder einen Plan. Dieses Mal wollte ich ihn aber auch konsequent durchziehen. So habe ich mich in den Block B eingereiht und habe den 1:45-Pacemaker stehts versucht im Blick zu behalten. Das hat auch ganz gut funktioniert.

Erfrischungsstation vor der Würzburger Residenz (c) Marathon-Photo.com

Die erste Hälfte des halben Marathon

Meine ersten 10 Kilometer verliefen ziemlich genau nach Plan. Bei Kilometer 9 habe ich ein Energygel zu mir genommen. Bei jedem der Erfrischungsstationen habe ich mir einen Becher Wasser abgeholt. Und meine angestrebte Geschwindigkeit für die erste Hälfte des Rennens habe ich optimal getroffen.

Hihi… die Erfrischungsstationen… Ich habe ja so oder so immer auch ein eigenes Getränk in meiner Laufhose dabei. Für den Notfall und zwischendurch. Aber bei Wasserstation Nummer 1 verschlucke ich mich IMMER. Noch kein Rennen ohne Hustenanfall nach der ersten Station. Die Wasserbecher sind einfach zu voll. Vor allem wenn ich versuche beim Laufen nicht langsamer zu werden. Also… die Lösung… Becher nehmen, die Hälfte ausleeren und dann den letzten Schluck austrinken. Das klappt ganz gut. Muss ich mir merken… Nur nicht mit zu viel Schwung ausleeren – sonst ist nämlich der Becher leer… 😉

Um die 1:50 Stunden zu unterbieten habe ich mindestens eine Pace von 5:13 min/km laufen müssen. Nach der ersten Hälfte lag ich da mit 5:09 min/km knapp drunter. Und es fühlte sich soweit gut an. Auch der DJ am “Wendepunkt” in Heidingsfeld spielte wieder Rebel Yell in der Scooter-Version… genau wie im letzten Jahr.

Normalerweise liegt meine Wohlfühlgeschwindigkeit bei knapp unter 5:40 min/km, was auch so ungefähr meiner letzten Marathon-Pace entspricht. Eine 5er-Pace bin ich im Training schon öfters gelaufen, natürlich auch schneller bei Intervalleinheiten, aber noch nie über eine Distanz von über 20 Kilometern. Aber mir war auch klar, dass wenn ich die erste Hälfte des Rennens gut schaffe, ich auch immer noch ein wenig schneller dem Ziel entgegen laufen kann.

Die zweite Hälfte

Der Weg zurück hat dann erstmal ein wenig Steigung und viel sonnige Strecke, was mich schon ein wenig aus dem zügigen Tempo gebracht hat. Dennoch bin ich nicht wesentlich langsamer geworden, obwohl sich das so anfühlte.

In Richtung Innenstadt hat die Strecke auch wieder mehr Publikum. Das treibt natürlich auch noch ein wenig mehr an. Und wie der Zufall so wollte konnte ich mich dann für die nächsten 3 oder 4 Kilometer an die lockeren Schritte eines bekannten Läufers hängen und mich ein wenig mitziehen lassen. Sogar für einen kurzen Schnack bezüglich des Wetter und unserer zuvor diskutierten Lauf-Klamotten hat die Luft noch gereicht.

Diszipliniert nach vorher ausgedachtem Plan habe ich bei Kilometer 15 ein weiteres Energygel genommen und noch ein letztes in Reserve behalten. Hier verlasse ich mich jetzt schon seit einiger Zeit gänzlichst auf die Aerobee-Honig-Salz-Gels, die mir vom Geschmack (weil Honig) und Konsistenz am besten schmecken und bekommen.

Auch strickt nach selbst auferlegtem Plan habe ich dann ab Kilometer 17 noch einmal das Tempo ein wenig verschärft und mir in einiger Entfernung immer andere Läufer herausgepickt, zu denen ich aufschließen und bestenfalls überholen wollte. Zuvor habe ich mich natürlich aus dem Windschatten gelöst und ordentlich verabschiedet.

Pünktlich zum Einleiten der letzten Kilometer habe ich dann auch nochmal meine Familie gesehen und für ein paar Fotos gewunken. Kurz danach bin ich dann tatsächlich auch nochmal “konsquent” von meinem Plan abgewichen und kein Wasser an der letzten Erfrischungsstation mitgenommen. Ich wollte mich einfach nicht mehr verschlucken und griff dafür auf meine eigene Trinkflasche zurück. Auch das letzte Gel sollte ich dann nicht mehr benötigen, das habe ich zu diesem Moment bereits gemerkt.

Endspurt

Die letzten Kilometer der Strecke sind in den letzten Wochen schon fast zu meiner “Haus- und Hofstrecke” geworden. So bin ich die Straßen am Main entlang und in die Innenstadt, über den Markt und in Richtung Ziel, in den letzten Phasen meines Trainingsplans desöfteren gelaufen. Auch stand hier verhältnismäßig nochmal mehr anfeuerndes Publikum am Straßenrand, so dass ich mein Tempo gut gehen und noch einige weitere Läufer als “Tempomagnete” nutzen konnte.

Auch die Sängerin am Eingang des Marktes hat mich, wie bereits im vergangenen Jahr, wieder mit Marianne Rosenbergs “Er gehört zu mir” empfangen… 😉

Über den Markt, am Rathaus vorbei und auf die lange Straße in Richtung Ziel hieß es dann nochmal die letzten Kraftreserven zu mobilisieren. Fieserweise liegt das eigentliche Ziel dann nochmal nach einer kleiner Steigung um die Kurve herum, so dass man es nicht direkt sieht… aber man kann es erahnen und hindurch gelaufen bin ich jetzt auch schon ein paar Male zuvor. Einmal beim 10-Kilometer-Lauf und einmal beim Marathon.

Dann habe ich noch einmal alle letzten Kohlen ins Feuer geworfen, einen weiteren Läufer überholt und in Richtung Ziel gespurtet, wo dieses Mal sogar noch die Cheerleader gewartet haben. Bei meinem letzten Marathon-Zieleinlauf hatten diese schon eingepackt…^^

Der Peter, so hieß der Läufer, den ich kurz vor dem Ziel noch überholt hatte, hat mich dann “frecherweise” tatsächlich noch zurück-überholt. So haben wir beide noch ein paar letzte Sekunden herausgeholt und uns nach dem Zieleinlauf lachend und außer Atem abgeklatscht.

Endspurt zum Ziel (c) Marathon-Photos.com

Fazit

Ich weiß jetzt, dass ich die 5er-Pace auch über die Halbmarathon-Distanz gehen kann. Aus meiner 5:09 min/km der ersten Hälfte ist mit dem erhöhten Tempo der zweiten Hälfte dann tatsächlich noch eine 4:59 min/km geworden. Für eine Zeit unter 1:45 Stunden hat es leider doch nicht gereicht, aber mit der (offiziell gestoppten) 1:46:04 Stunden bin ich mehr als glücklich und zufrieden.

Außerdem bin ich ohne schmerzende Beine oder Knie ins Ziel gekommen. Mit den Truemotion-Laufschuhen bin ich wirklich zufrieden. Hier hatte ich vorher noch die Qual der Wahl, ob ich die vermeintlich bequemeren Nevos anziehe, die ich auch zum Marathon getragen habe, oder ob ich auf die schnelleren und direktere Solo-Variante zurückgreife. Und weil sie mir schon beim letzten schnellen 10-Kilometer-Lauf ein super Gefühl geboten haben, bin ich dann bei den Solo’s gelandet. Diese Wahl schien die richtige gewesen zu sein.

Zur Atmosphäre brauche ich nicht viel zu sagen… die Strecke ist top zu laufen. Sie hat natürlich ihre Höhen und Tiefen… und eine zweite Runde (beim Marathon) ist eine ordentliche mentale Herausforderung. Zumindest kam mir das im letzten Jahr so vor. Mir kam es auch so vor als wäre in diesem Jahr mehr Publikum entlang der Strecke gewesen. Sicherlich weil auch das Wetter noch einen Tick besser als im letzten Jahr war.

Mit der Medaille hat sich der Veranstalter in diesem Jahr auch mal etwas schönes einfallen lassen… so dass ich mir auch gleich mal meine Zielzeit habe eingravieren lassen. Wer weiß, wann und ob ich jemals die 1:45 Stunden nochmal angreifen werde… 😉

… und der nächste Marathon

Jetzt liegt mein Fokus erstmal ganz klar darauf ein wenig zu regenerieren und weiter gut im Training zu bleiben. Der nächste große Lauf ist dann der Berlin Marathon am 24. September und mein Trainingsplan dazu startet im Juli. Bis dahin würde ich die aktuelle Form aber gerne beibehalten…

Auch muss ich mir noch über den genauen Trainingsplan Gedanken machen. Ich muss auf jeden Fall mehr lange Läufe machen und wenn ich die nicht am Wochenende hinbekomme, dann muss ich die unter der Woche am Abend machen. Aber mal sehen…

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