Wieviel Ultra darf der Trail denn sein?
Da war er nun, mein erster längerer Trail auf größtenteils unbefestigten Wegen inklusive Höhenmetern. Knappe 30 Kilometer ging es beim Maintal-Ultratrail 2023 (kurz: MTUT) bei warmen Temperaturen bergauf und bergab durch den unterfränkischen Forst bei Veitshöchheim.
Vorbereitung
Erfahren habe ich von dem Lauf im Juli tatsächlich erst während meiner Vorbereitung auf den Halbmarathon im Mai. Eine Läuferkollegin sah meine Trainings-Trailläufe (eigentlich nur zum Ausgleich) und machte mich auf den heimischen Lauf aufmerksam. Zur Wahl standen für die recht anspruchsvolle Strecke Varianten in 13, 30 und 64 Kilometern Länge. Dieses Jahr passte mir die 30-Kilometer-Variante aber tatsächlich ganz gut in meine Vorbereitung zwischen die 21- und 42-Kilometer-Läufe. Also habe ich mich spontan für die 30 Kilometer mit knapp 700 Höhenmeter angemeldet und bin nach dem Halbmarathon im Mai direkt in die Vorbereitung für den Trail eingestiegen.
Einen Trainingsplan habe ich auch recht schnell wieder bei xc-run.de finden können. Dort bin ich in der Vergangenheit schon öfters fündig geworden und auch für die 30 Kilometer habe ich passendes gefunden. Ein wenig musste ich den Plan abändern, damit ich mit meiner zur Verfügung stehenden Zeit hinkam. Im Großen und Ganzen war ich ganz froh mit den vorgeschlagenen Trainings-Einheiten.
Der Trail
Für das Wochenende um den 15. Juli herum waren hohe Temperaturen angekündigt, so dass ich über den frühen Start um 9 Uhr ganz glücklich war. Auch die Information, dass der Lauf größenteils durch Wald oder zumindest an seinen Rändern entlang führen sollte, entspannte die Situation gewaltig. Klar, ganz ohne war das trotzdem nicht.
Zwei weitere Punkte über die ich bereits während des Laufes glücklich war, waren a) die Wahl meiner Schuhe und b) die Entscheidung dieses Mal definitiv mit Laufstöcken zu laufen. Da mir in der Vorbereitung die Trailschuhe von Hoka einige Blasen am rechten Fuß eingebracht haben und ich das nicht wirklich in den Griff bekommen habe (andere Laufsocken, andere Einlagen, Tapes) bin ich wieder zurück auf meine ersten Trailschuhe von Brooks gewechselt. Die Brooks Cascadia 14 GTX, die mir bereits beim Panorama Baumwipfel-Lauf meine bisherige Bestzeit bescherten. Mit Laufstöcken bin ich im Gelände desöfteren unterwegs. Meist aber nicht bei kurzen Ausflügen, und auch den Baumwipfel-Lauf über 21 Kilometer habe ich bislang immer ohne Stöcke absolviert. Da ich aber gehörigen Respekt vor den angekündigten 700 Höhenmetern hatte, habe ich mich für die Stöcke entschieden. Glücklicherweise habe ich auch noch am Abend vor dem Lauf heraus finden können, wie man diese am Salomon Laufrucksack befestigt…^^
Unsicher war ich mit meiner Entscheidung auf die Trinkblase im Rucksack statt auf die Flaschen in den Trägern zu setzen. Zwar habe ich mich immer noch nicht an das Gebaumel der Flaschen vor mir gewöhnt, bietet die Trinkblase dagegen den großen Nachteil, dass man nicht weiß, wie viel Wasser da noch drinsteckt… Und das letzte was ich bei dem Lauf wollte, war zu wenig zu trinken… So habe ich doch noch eine kleine Flask eingepackt, die ich dann auch einmal leerte und mir unterwegs am Versorgungsstand wieder auffüllen ließ. Die Trinkblase hielt dann auch bis zum Schluss, wobei ich zum Ende hin immer größere Schlucke nehmen musste. Aber gut 1/5 vom Wasser war dann zuhause immer noch übrig.
Pünktlicher Start
Der Lauf ging dann auch pünktlich um 9 Uhr los und ich habe mich, gewohnterweise, erstmal wieder hinten im Startfeld einsortiert. So laufe ich schon einmal nicht zu schnell los und kann mein Tempo finden. Das hat sich in den letzten Rennen eigentlich immer ganz gut bewährt.
Die ersten Kilometer ging es dann auf eher engeren Pfaden durch den Wald, kleine Anstiege hoch und Schleichwegen entlang. All das in recht gediegenem Tempo. Mein Plan war es erstmal die ersten 5 Kilometer abzuwarten, bis sich das Feld ein wenig gelichtet hat und dann die Stöcke auszupacken. So habe ich das dann auch gemacht. Insgesamt habe ich im 30-Kilometer-Starterfeld nicht all zu viele Läufer mit Laufstöcken gesehen. Aber vor allem bei den teilweise doch recht starken bzw. langen Anstiegen war ich ganz glücklich sie dabei zu haben. Auf ebenen Abschnitten habe ich sie meistens getragen. Bei Abstiegen habe ich sie eher zum Balancieren, als zum Abstützen benutzt.
Nach so zirka 15 Kilometern hat sich mein bis dahin “leichter Gazellenschritt” dann doch eher zum “Elefantentrampeln” gewandelt und das Laufen viel merklich schwerer. Dann habe ich recht bald bemerkt, dass ich mein ursprünglich anvisiertes Ziel, die 3-Stunden-Zielzeit, wohl nicht erreichen kann. Die Erkenntnis hat dann andererseits auch wieder ein wenig Druck heraus genommen und ich konnte entspannter weiterlaufen.
Am Schwierigsten waren für mich die langen Anstiege, die teils kein Ende zu nehmen schienen. Im Laufe des Rennens kam dann schon bei jedem kleinen Anstieg die kurze Überlegung auf, ob ein schneller Marsch nicht sinnvoller wäre oder ob ich doch noch ein wenig weiter laufe. Zumindest bis zur nächsten Kurve und dann mal schauen…^^
Die kleinen Anstiege dagegen waren mit den Stöcken eigentlich recht gut zu laufen. Auch die engeren Passagen habe ich mit den Stöcken ganz gut im Griff gehabt und so konnte ich immer wieder auf andere Läufer aufschließen.
Beim zweiten Versorgungspunkt habe ich mir dann, wie viele andere Läufer auch, ein wenig Zeit gelassen, etwas getrunken, meine Softflask wieder auffüllen lassen und mich am Obst-Menü bedient. Meine Güte, wie gut so eine Wassermelone schmecken kann… 🙂
Während des gesamten Laufes konnte ich leider keinen Läufer finden, mit dem ich mal längere Zeit zusammenlaufen konnte. Zwar konnte ich mich das eine oder andere Mal an einen Läufer oder eine Läuferin dranhängen, aber spätestens beim nächsten Versorgungspunkt trennten sich dann wieder unsere Wege. Einzig einen Läufer, ich meine sein Name war Timo, sah ich des Öfteren und wir wechselten auch das eine oder andere Wort.
Zuschauer waren recht wenige entlang der Strecke unterwegs. Ist bei einem Waldlauf wohl auch eher schwierig. Einzig bei größeren Kreuzungen oder Aussichtspunkten entlang der 30 Kilometer standen die einen oder anderen Wanderer oder Radfahrer. Auf den letzten 5 Kilometern habe ich dann tatsächlich keine Menschenseele mehr gesehen. Zum Glück hingen aber überall die Streckenmarkierungen, so dass ich mir zumindest noch sicher sein konnte auf dem richtigen Weg zu sein.
Auch gibt es leider recht wenige Fotos. Einzig vom Start des Laufes… und von einigen Passagen der Ultra-Distanz. Vielleicht hätte man da an einigen guten Punkten von einen oder anderen Fotografen positionieren können. Da hätte die Strecke sicherlich mehr hergegeben.
Das Ziel
Der Sportplatz von Veitshöchheim mit dem Ziel war dann schon recht bald durch den Wald zu hören. Allerdings zog sich das dann noch ein bisschen durch den Wald und nach der letzten Kurve durfte ich dann feststellen, dass man erst noch eine halbe Runde auf dem Sportplatz zu laufen hatte, ehe man die Ziellinie passieren durfte… 😉
Beim Halbmarathon im Mai hatte ich noch Kraft für einen Endspurt. Den habe ich mir dieses Mal aber gespart. Wie geschafft ich war zeigt auch die Tatsache, dass ich erst merkte das meine Uhr noch läuft, als ich das Zielbier schon in der Hand hatte… 😉
Das Zielbier habe ich mir dann erstmal schmecken lassen und auch noch mit Cola aufgeputscht, bevor ich mich dann über die Wassermelonen-Stücke hermachte. Irgendwann eine halbe Stunde nach mir kam der 64-km-Ultratrail-Sieger ins Ziel. Das Starterfeld der Ultraläufer waren schon am frühen Morgen vor uns gestartet. Ob das ein Ziel für nächstes Jahr wäre? Mal sehen…
Alles in Allem hat mir der Lauf sehr gut gefallen. Er war nur knappe 10 Autominuten von zuhause entfernt, war super organisiert und bot eine wirklich klasse und abwechslungsreiche Strecke. Das ruft eigentlich förmlich nach Wiederholung im nächsten Jahr. Egal welche Distanz es dann auch werden sollte… 🙂
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